Dritte Mitgliederinfo zum Tarifabschluss für Bund und Kommunen

Erscheinungsdatum: 16.08.2023

…wenn noch Luft nach oben ist

Die Lage ist ernst! Diesen Eindruck gewinnt man schnell, wenn man sich die desolate personelle Besetzung der Finanzämter in Schleswig-Holstein, die rückläufige Zahl der Bewerbungen auf Anwärterstellen, die steigende Zahl der jungen Menschen, die entweder die Laufbahnprüfung nicht bestehen oder frühzeitig die Finanzverwaltung wieder verlassen und die hohe Anzahl der Kolleginnen und Kollegen, die in den nächsten Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen, anschaut. Hatte Schleswig-Holstein vor gut zehn Jahren noch die im Bundesdurchschnitt personell am besten besetzte Steuerverwaltung, so bildet Schleswig-Holstein gegenwärtig hier das Schlusslicht in der Reihe der Bundesländer.

Unwillkürlich kommt einem da Wilhelm Busch in den Sinn, der in Max und Moritz schrieb:

„ABER WEHE, WEHE, WEHE, WENN ICH AUF DAS ENDE SEHE.
ACH WAR DAS EIN SCHLIMMES DING, WIE ES…“
…DER VERWALTUNG GING!

 

Bereits jetzt sind in Schleswig-Holstein in der Steuerverwaltung gut 1.150 der lt. Personalbedarfsberechnung erforderlichen 4.300 Stellen nicht besetzt, was einem Anteil von etwa 26 Prozent entspricht. Anders gesagt wäre es so, als würde man die Finanzämter Kiel, Flensburg, Lübeck, Stormarn und Dithmarschen mangels Personal von der Landkarte streichen.
Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet hat eine Studie ergeben, dass der Finanzverwaltung bis zum Jahr 2030 rund 45.000 Fachkräfte fehlen werden. Für den gesamten öffentlichen Sektor geht die Studie sogar von einem Fachkräftefehl von gut einer Million aus. Die Anforderungen an den öffentlichen Dienst sind in den letzten Jahren allerdings nicht kleiner geworden.
Die Bewältigung der Corona-Pandemie, die Bewältigung der mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine verbundenen Aufgaben oder die Bewältigung der mit der Umsetzung neuer gesetzlicher Vorgaben, wie z.B. durch die Grundsteuerreform, verbundenen Aufgaben haben gezeigt und zeigen täglich, dass ein starker und motivierter öffentlicher Dienst nötig ist, um die Handlungsfähigkeit des Staates zu gewährleisten. Dafür braucht es aber gut ausgebildetes und motiviertes Personal, denn die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass sich die mit der zunehmenden Digitalisierung der Verwaltung verbundenen Hoffnungen auf Synergieeffekte, durch die personelle Kapazitäten freigesetzt und an anderer Stelle zielführender eingesetzt werden können, nicht in dem Maß erfüllt haben, wie es erforderlich wäre, um dem Personalmangel nachhaltig begegnen zu können.

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